Was hat Urdinkel und alte Landtechnik mit Gotthelf gemeinsam?
Wenn sie heute an Getreidefelder im Oberaargau vorbei gelaufen, sind Ihnen
Informationstafeln in etlichen Kornfelder aufgefallen.
Diese Angaben informieren über die Getreidesorte „Urdinkel“
Urdinkel, Dinkel, Spelta oder Spelz
Fesen, Vesen oder Schwabenkorn
ist seit 15'000 Jahren als Kulturpflanze in Europa –seit der Jungsteinzeit, bekannt.
Urdinkel und Dinkelbrot erlebt heute wieder eine gewisse Renaissance.
Insbesondere bei Baby-und Kindernahrung bildet Dinkel mittlerweile eine
beliebte Alternative zu Weizen.
Dinkel ist ausserdem fester Bestandteil der modernen Hildegard-Medizin, die
sich auf die mittelalterliche Mystikerin Hildegard von Biningen beruft.
Alte Landtechnik existiert auch heute noch im Oberaargau.
Der Verein Freunde alter Landmaschinen Oberaargau FALO, mit seinen 220 Mitglieder
und Sitz in Thörigen, setzt sich vermehrt für altes Gerät und Kulturgut ein.
Bereits mehrere Anlässe dazu, haben für Aufsehen und Interesse gesorgt.
Die Interessengemeinschaft IG-Dinkel mit Sitz in Bärau -und Freunde alter Landmaschinen
Oberaargau haben im Juli 2011, Urdinkel geerntet.
Die Gebrüder Schürch aus Röthenbach b. H.buchsee besitzen alte und sehr alte funktionstüchtige Landmaschinen.
Mit einem Bindemäher der Firma Rapid, Baujahr 1951 wurde Urdinkel auf dem Getreide-
Feld von Thomas Krähenbühl in Röthenbach geerntet. Ein Bindemäher leistete die Arbeit
von 10 – 15 Personen. Die Maschine konnte mähen und binden und die Büschel, genannt
„Gärbeli“ automatisch auswerfen. Anschliessen wurden die Gärbeli direkt auf dem Feld
für mehrere Tage zu Puppen zusammengestellt. Sonne und Wind haben die Aehren noch
nachgetrocknet.
Väter und Grossväter mögen sich sicher noch an die mühlseligen Arbeiten von damals
erinnern. Was ein neuzeitlicher Mähdrescher heute in einer Arbeitsstunde verrichtet
dauerte damals Tage oder Wochen.
Jeremias Gotthelf, als Pfarrer zu Herzogenbuchsee hatte einen Freund in Niederönz.
Wenn er diesen damals besuchte, wanderte Gotthelf über Wanzwil durchs Oenz-täli.
Vorbei an Getreidefelder und geernteten Puppenfelder. Bindemäher oder Mähdrescher
hat er im Jahre 1826 – 1829 als Vikar in Herzogenbuchsee, sicher keine gesehen.
Dinkelfelder, Bauersleute mit Sense und Sichel, Aehrenheber, Fruchtgabel, Garbenseile
und Znünikörbli sind ihm aber sicher begegnet.
Der Roman, Geld und Geist könnte bei solch einer Begegnung entstanden sein.
Heute begegnen wir Jeremias Gotthelf wieder, zusammen mit Urdinkel.
Samstag, 13. August 2011 werden die Dinkelgarben aus Röthenbach b. H.buchsee
auf der Schaukäserei Affoltern i.E. gedroschen.
Bei schlechtem Wetter, eine Woche später!
Das Motto: Getreideernte zu Gotthelfs Zeiten.
Alles Handarbeit, mit Mühe, Entberungen und doch glücklich und dankbar.
Wer es einmal gesehen und erlebt, versteht vergangene Zeiten besser.
Leitspruch, geschrieben in der alten Oenz-Mühle Niederönz:
Dank allen den vielen
die ums Brot sich mühen
dem Bauer, dem Müller, dem Bäcker
und Gott, der segnet die Aecker!
Organisation Durchführung
IG- Dinkel Bärau
Thomas Krähenbühl Landw. Röthenbach b. H.buchsee
Schaukäserei AG Affoltern i.E.
Freunde alter Landmaschinen Oberaargau FALO
Peter Fendt